Als globaler Technologieführer begegnet ebm‑papst den wirtschaftlichen und geopolitischen Umbrüchen weiter mit einer klaren Strategie der Erneuerung – und setzt neue Maßstäbe für die Zukunft von Ventilatoren und Motoren. „Seit drei Jahren treiben wir die Neuausrichtung mit voller Kraft voran – weil wir in den Märkten von morgen Chancen erkennen und sie konsequent nutzen wollen“, erklärte CEO Dr. Klaus Geißdörfer auf der Jahrespressekonferenz in Mulfingen.

Laut Dr. Geißdörfer hat ebm‑papst die Talsohle durchschritten und verzeichnet seit April wieder weltweit stabile Auftragseingänge. Im Bereich der industriellen Lufttechnik, insbesondere bei Kühlsystemen für Rechenzentren, ist die Nachfrage stark angestiegen. Das Hohenloher Unternehmen geht aktuell von einem Wachstum im laufenden Jahr aus, insbesondere in den Kernsegmenten der Luft- und Heiztechnik will ebm‑papst wachsen.

„Der Umsatz im Geschäftsjahr 2024/25 (1. April bis 31. März) lag bei 2,098 Milliarden Euro und verzeichnete damit einen Rückgang von 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum“, erläuterte CFO Harald Klaiber bei der Jahrespressekonferenz. Betrachte man die Entwicklung nach Geschäftsbereichen, zeige sich auch hier der klare Fokus auf das Kerngeschäft, betonte Klaiber und führt weiter aus: „Die industrielle Lufttechnik als der Bereich, mit dem ebm‑papst groß geworden ist, steht inzwischen wieder für über 75 Prozent des Gesamtumsatzes.“ Der Umsatzrückgang hier lag konjunkturbedingt bei 8,2 Prozent. Der Bereich Heiztechnik verzeichnete einen deutlichen Rückgang um 27 Prozent, unter anderem bedingt durch marktseitige Verunsicherung im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz.

Ambitionierte Wachstumsziele

Mit der konsequenten Neuausrichtung auf intelligente und nachhaltige Lufttechniklösungen, der globalen Präsenz in Schlüsselmärkten bei gleichzeitigem strategischen Ausstieg aus den Bereichen Automobil, Hausgeräte und industrieller Antriebstechnik verfolgt ebm‑papst ambitionierte Wachstumspläne. „Bis 2030 wollen wir den Umsatz unseres Kerngeschäfts auf 3,4 Milliarden Euro nahezu verdoppeln“, kündigte Dr. Geißdörfer an.

Das strategische Auslaufen der Geschäftsfelder Automobiltechnik (Pkw) und Hausgeräte (kommoditisierter Produktbereich) – einschließlich der bewussten Entscheidung, kein Neugeschäft mehr in diesen Bereichen zu generieren – wirkte sich deutlich auf den Gesamtumsatz aus. Gemeinsam mit der inzwischen an Siemens übergegangenen Industriellen Antriebstechnik sanken die Erlöse in diesen Segmenten um knapp 19 Prozent auf rund 275 Millionen Euro.

Regional betrachtet war der deutsche Markt infolge des Auslaufens der oben genannten Geschäftsfelder besonders stark betroffen und verzeichnete einen Rückgang von 24 Prozent auf 376,4 Millionen Euro. Außerhalb Deutschlands belief sich der Umsatzrückgang auf 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1.721,2 Millionen Euro.

Finanzielle Solidität als Basis für die Transformation

Die o.g. Transformation spiegelt sich auch in der Personalentwicklung wider. Nach einem kontinuierlichen Wachstum hat ebm‑papst seine Belegschaftsstruktur an die veränderte Marktsituation und strategische Neuausrichtung angepasst. „In herausfordernden Zeiten setzen wir bewusst auf unsere Stammbelegschaft“, betont Klaiber. Während der Einsatz von Leiharbeit reduziert wurde, investiert das Unternehmen gleichzeitig gezielt in die Qualifizierung seiner Kernbelegschaft – insbesondere in zukunftsweisenden Bereichen wie KI und Digitalisierung.

Trotz der Umsatzrückgänge im Geschäftsjahr 24/25 bewertet ebm‑papst seine finanzielle Basis als solide. Die aktuellen Zahlen spiegeln die Herausforderungen des Marktumfelds wider, erläuterte CFO Harald Klaiber.

ESG Ausbau - on track

Im Einklang mit der technologischen Transformation treibt ebm‑papst auch seine ESG-Ziele weiter voran. „Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort bei ebm‑papst – es ist fest in unserer Unternehmenskultur verwurzelt. Uns ist dabei wichtig, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten“, betonte Harald Klaiber, der als CFO auch den Bereich ESG verantwortet.

Antizyklische Investitionen in die globale Präsenz

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere im vergangenen Geschäftsjahr, setzt ebm‑papst auf zukunftsweisende Investitionen in die internationale Expansion und technologische Innovation. Nach dem außergewöhnlich hohen Investitionsvolumen von knapp 190 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/24 ist ebm‑papst mit 120,8 Millionen Euro zu einem moderaten Niveau zurückgekehrt und steigert die Gesamtinvestitionen im laufenden Jahr wieder auf 140 Millionen Euro.

„Insgesamt fließen rund 100 Millionen Euro gezielt in den Ausbau unserer globalen Präsenz“, erklärte Geißdörfer. Allein 36 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen in ein neues Werk in Indien, 30 Millionen Euro inden Ausbau der Produktion in China und weitere 30 Millionen Euro in den Standort in Rumänien. Die geopolitischen Spannungen und insbesondere die wirtschaftspolitischen Veränderungen in den USA bestätigen nach Einschätzung des Unternehmens die bereits 2017 eingeschlagene „Local-for-Local“-Strategie.

In Mulfingen wurden zudem gerade 30 Millionen Euro in die neuen E-Drive Solution Labs investiert – auch das ein klares Bekenntnis zum Heimatstandort und ein wichtiger Baustein, was die Entwicklung intelligenter Technologielösungen angeht. In diesem Zusammenhang merkte Geißdörfer an, dass ebm‑papst im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 140 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aufgewandt habe bei einer F&E-Quote deutlich größer 5 Prozent. „Das macht deutlich, dass wir widrigen Rahmenbedingungen nicht tatenlos begegnen, sondern mit Entschlossenheit daran arbeiten, unser Unternehmen zukunftssicher auszurichten und damit einen Beitrag zum Wirtschaftsstandort Deutschland zu leisten.“

KI-Revolution treibt Nachfrage nach effizienter Kühlung

Ein zentraler Wachstumsmarkt für ebm‑papst ist die Kühlung von Rechenzentren. „Der rasante Fortschritt künstlicher Intelligenz bringt einen erheblichen Energiebedarf mit sich. Rechenzentren weltweit verbrauchen bereits heute rund zwei Prozent der globalen Stromproduktion – mit stark wachsender Tendenz“, erklärte CTO Prof. Dr.-Ing. Tomas Smetana. Sollte sich der Stromverbrauch bis 2030, wie von der Internationalen Energieagentur (IEA) prognostiziert, verdoppeln, eröffnet dies zugleich ein großes Einsparpotenzial. „Bis zu 30 Prozent der Energie werden für die Kühlung aufgewendet – und hier können wir den Verbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren.“ Der Technologiegeschäftsführer betonte: „Ohne effiziente Kühlung gerät die Weiterentwicklung der KI ins Stocken.“

Digitales Ökosystem NEXAIRA revolutioniert die Lufttechnik

Mit dem auf der internationalen Leitmesse für Sanitär, Heizung, Klima und intelligentes Wohnen, ISH 2025, in Frankfurt vorgestellten digitalen Ökosystem NEXAIRA vollzieht ebm‑papst einen nächsten Entwicklungsschritt. Die Ventilatoren der Hohenloher erfassen bereits heute laufend Betriebsdaten und passen ihre Leistung entsprechend an. Das digitale Ökosystem NEXAIRA ermöglicht beispielsweise Filterverschmutzungserkennung ohne zusätzliche Sensorik oder automatische Vibrationserkennung, was die Betriebssicherheit erhöht. Darüber hinaus realisiert der bedarfsgerechte Betrieb weitere Energiesparpotenziale im zweistelligen Prozentbereich. „Das verändert grundlegend, wie wir Lüftungssysteme planen und denken“, erklärte Prof. Dr. Smetana. „So helfen wir auch im Bestand bei der Einsparung enormer Energiemengen bis zu 50 Prozent. Unsere physischen Produktlösungen bilden zusammen mit unserem digitalen Ökosystem NEXAIRA eine Symbiose in Sachen Energieeffizienz.“

Zukunft: High-Speed-Kompressoren

Zu den Innovationen, die diese Wachstumsziele unterstützen sollen, gehören auch die Highspeed-Turbokompressoren, die sich derzeit in der Bemusterung befinden, also in der Prüfungs- und Testphase. Sie sollen in wenigen Jahren in vielfältigen Kältekreisläufen, wie etwa in Klimaanlagen oder Wärmepumpen, weltweit zum Einsatz kommen. Sie sind extrem leise, wiegen nur ein Fünftel vergleichbarer Modelle, sind ölfrei und benötigen deutlich weniger Bauraum und Kühlmittel.

Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) in Heilbronn

In Heilbronn ist ebm‑papst zudem als einer der ersten Partner im Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI) aktiv. „Unsere KI-Spezialisten haben im IPAI ein ideales Umfeld gefunden, um mit anderen Unternehmen und Forschungseinrichtungen an zukunftsweisenden Lösungen zu arbeiten“, erklärte Dr. Geißdörfer. Bereits Ende 2024 hatte das Unternehmen über 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KI-Kompetenz geschult – noch bevor der europäische AI-Act dies forderte. Durch diese frühzeitige Investition in KI-Wissen konnte ebm‑papst bereits viele Prozesse effizienter gestalten. Dr. Klaus Geißdörfer geht davon aus, dass sich durch KI-Anwendung die Produktivität in manchen Bereichen um bis zu 40 Prozent verbessern lässt.

ebm‑papst hat die Kraft zur Transformation

Mit dem gleichen langen Atem, der schon bei der EC-Technologie zum Erfolg führte, nimmt Dr. Geißdörfer nun mit seinem Team und der Rückendeckung der drei Gesellschafterfamilien die Transformation der ebm‑papst Gruppe in Angriff. „Wir denken langfristig – und gehen konsequent Veränderungen an, die nachhaltig wirken. Als Familienunternehmen haben wir die Kraft, um diese Transformation umzusetzen.“


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