Die ebm‑papst Gruppe, weltweit führender Anbieter von Ventilatoren und Motoren, hat das Geschäftsjahr 2023/24 am 31. März 2024 mit einem Gesamtumsatz von 2,408 Milliarden Euro abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem 2,541 Milliarden Euro erzielt wurden, entspricht dies einem Rückgang von 5,2 Prozent.
Dieser Rückgang wird von dem baden-württembergischen Familienunternehmen auf mehrere Faktoren zurückgeführt: eine schwache Konjunktur in Europa, Unsicherheiten im deutschen Heiztechnikmarkt und ein herausforderndes makroökonomisches Umfeld, das von geopolitischen Konflikten geprägt ist. Zudem hatte das strategische Phase-Out der Geschäftsfelder Hausgeräte und Automobiltechnik, einschließlich der Ablehnung von Neugeschäft in diesen Bereichen, einen erheblichen Einfluss.
Mit der Strategie „Gemeinsam Zukunft machen“ konzentriert sich der Technologieführer auf seine internationalen Kernsegmente Luft- und Heiztechnik sowie auf die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Klaus Geißdörfer, CEO der ebm‑papst Gruppe, betont: „Die strategische Neuausrichtung unseres Unternehmens ist in vollem Gange und zeigt bereits Erfolge. Durch die Fokussierung auf unsere Wachstumssegmente Air- und Heating Technology, unterstützt von unserer Local-for-local-Strategie und einer konsequenten Innovationsausrichtung, schaffen wir die Grundlagen für eine langfristig erfolgreiche Zukunft unseres Unternehmens.“
Besonders bemerkenswert ist das Wachstum im Bereich der Luft- und Klimatechnik, das im Kalenderjahr um 9,5 Prozent zulegte. Trotz eines konjunkturell schwachen ersten Quartals in Europa erzielte dieser Bereich am Ende des Geschäftsjahres ein Umsatzplus und erreichte 1,733 Milliarden Euro. ebm‑papst ist hier mit hocheffizienten Ventilatoren für Rechenzentren, Reinräume und Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien hervorragend positioniert.
Derzeit leidet das Unternehmen insbesondere in Deutschland (-4,1 Prozent auf 487 Millionen EURO) unter den Nachwehen des umstrittenen Gebäudeenergiegesetzes und der damit einhergehenden Verunsicherung der Märkte. Das Heiztechniksegment verlor 18,7 Prozent seines Umsatzes gegenüber Vorjahr und erzielte 322,9 Millionen EURO. „Wir hoffen weiterhin auf einen klaren und praxistauglichen Fahrplan für die Wärmewende in Deutschland und Europa“, sagt Geißdörfer. „Zudem lähmt uns die enorme Kontroll- und Regelungsflut überall.“ Mittelfristig erwartet ebm‑papst auch hier wieder einen Schub, insbesondere beim vielversprechenden Geschäft mit geräuschoptimierten, hocheffizienten Ventilatoren für Wärmepumpen.
Eine erfreuliche Entwicklung erlebte das Geschäft des Weltmarktführers für Ventilatoren in den USA. Auch in Asien zeigte sich das Geschäft positiv und wuchs auf 448,7 Millionen EURO.
„Unsere Strategie „Gemeinsam Zukunft machen“, bei der wir uns auf nachhaltiges profitables Wachstum ausrichten, geht auf“, betont Klaus Geißdörfer. Wir bauen unsere Standorte in den Regionen in Europa, Asien-Pazifik und Amerika kontinuierlich aus und richten diese auf den lokalen Markt hin aus. Wir denken global und handeln lokal - das hat für uns klare Vorteile: Die Nähe zum Kunden, eine Unabhängigkeit in der Lieferkette und die Reduktion von Emissionen“, so Geißdörfer.
ebm‑papst setzt auf Stammbelegschaft und investiert weiter in qualifizierte Aus- und Weiterbildungen
Die konjunkturelle Abschwächung in Europa in Verbindung mit der stockenden Nachfrage im Bereich der Heiztechnik führte zu einer geringeren Kapazitätsauslastung, insbesondere an den osteuropäischen Standorten sowie in Mulfingen und Landshut.
ebm‑papst hat als Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen den Fokus auf die Stammbelegschaft gelegt, Leiharbeit und befristete Arbeitsverhältnisse abgebaut und in ausgewählten Bereichen in Landshut und Mulfingen das bewährte Instrument der Kurzarbeit genutzt.
„Unsere Stammbelegschaft hat für uns oberste Priorität“, betont Dr. Sonja Fleischer, Personalgeschäftsführerin und CHRO der ebm‑papst Gruppe. „Mit flexiblen und vom Unternehmen bezuschussten Kurzarbeitsmodellen in ausgewählten Bereichen, deren Verlängerung wir monatlich überprüfen, sichern wir nicht nur die Beschäftigung, sondern auch das wertvolle Know-how, das für unser zukünftiges Wachstum entscheidend ist.
Basierend auf der Vision des ebm‑papst „People House“, fördert das Unternehmen seine Mitarbeitenden und Führungskräfte mit einer Vielzahl individueller Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Talente werden dabei auf vielfältige Art und Weise unterstützt, u.a. durch Mentoring, spezifische Projekte sowie nationale und internationale Weiterbildungen und Netzwerke. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der Förderung weiblicher Führungskräfte.
Die professionelle Ausbildung von Studierenden und Auszubildenden bleibt weiterhin ein zentraler Bestandteil der Fachkräftegewinnung.
Ein Schwerpunkt liegt dabei darauf, jungen Talenten als „ebm‑papst Zukunftshelden frühzeitig die volle Verantwortung für wichtige Projekte zu übertragen. Jüngste und überaus erfolgreiche Beispiele waren die komplette Organisation und Umsetzung der Hannover Messe 2023 und des Klimaschutztages 2024 in Heilbronn.
Vor dem Hintergrund geburtenschwacher Jahrgänge und des rückläufigen Interesses an MINT-Berufen, wird die Integration von Fachkräften aus dem Ausland für ebm‑papst immer wichtiger - auch in diesem Jahr konnten nicht alle Stellen im gewerblich-technischen Bereich besetzt werden. Daher ist es für Unternehmen, wie ebm‑papst entscheidend, dass die Hürden für qualifizierte Berufseinsteiger aus dem Ausland und für temporäre Entsendungen deutlich gesenkt werden.
ebm‑papst setzt auf weltweites Wachstum durch umfassende Investitionen
Umfassende Investitionen spiegeln das klare Bekenntnis der Gesellschafter und des Managements wider, ebm‑papst auf eine neue Wachstumsstufe zu heben. Die Investitionen des Innovationsführers bleiben mit insgesamt 187 Millionen Euro auf hohem Niveau.
Auch in den Wachstumsmärkten Asiens investiert ebm‑papst kräftig: Rund 25 Millionen Euro werden in den Ausbau des Werks in Xi'an, China, investiert. Hier sollen insgesamt 27.000 Quadratmeter Produktionsfläche entstehen. Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen sein neues China Headquarter ONE Shanghai eröffnet, und ein weiterer Standort im Süden Chinas ist bereits in Planung.
Dabei verfolgt der Ventilatorenspezialist konsequent seine „Local-for-Local“-Strategie, durch die er die Regionen Europa, Asien-Pazifik und Amerika stärkt, Lieferwege lokal abbildet und Standorte gemäß den Marktanforderungen eigenständig aufstellt.
In Indien wurde ein hochmodernes IT-Hub etabliert, in dem in den nächsten Jahren über 200 zusätzliche IT-Spezialisten arbeiten werden. Auch die Erweiterung der lokalen Produktionskapazitäten sind in Planung, um die Asienregion außerhalb Chinas zukünftig von Indien aus zu beliefern. Singapur wurde kürzlich als neue Asien-Pazifik-Zentrale ausgebaut. In den USA plant ebm‑papst einen weiteren Ausbau seiner Produktion in Telford, Tennessee und bereitet weitere Produktionsmöglichkeiten vor.
Auch in Oradea, Rumänien, plant das Unternehmen ein neues Lufttechnik-Werk. Das 56.000 Quadratmeter Grundstück für dieses Bauprojekt wurde bereits erworben. Ende des Jahres beginnen die Bauarbeiten.
Hans Peter Fuchs, Finanzgeschäftsführer und CFO der ebm‑papst Gruppe unterstreicht: „Mit diesen enormen Investitionen in unsere globale Präsenz und Innovationskraft legen wir, liquiditätsseitig hervorragend aufgestellt, die Basis für den Wachstumskurs der kommenden Jahre. Als führender Entwickler energieeffizienter Luft- und Heiztechnik-Lösungen bauen wir unsere Position als Weltmarktführer aus und rücken zudem in allen Regionen näher an unsere Kunden heran.“
ebm‑papst stärkt Antriebstechnik-Sparte durch strategische Fokussierung und geplanten Verkauf an Siemens
Im Rahmen des Investitionsprogramms bedeutete der seit zwei Jahren laufende und in der Unternehmensstrategie verankerte Fokussierungsprozess auch eine notwendige Stärkung der Antriebstechnik-Sparte IDT. Durch den geplanten Verkauf dieser Geschäftseinheit an Siemens erhält dieser Bereich den erforderlichen internationalen Marktzugang.
Die Auswirkungen dieses Verkaufs, dessen Erlös für zukünftiges Wachstum eingesetzt werden soll, werden im kommenden Jahr sichtbar, sodass die Einmaleffekte noch nicht in den aktuellen Zahlen reflektiert sind. Klaus Geißdörfer, CEO von ebm‑papst, betont: „Dieser Verkauf ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: für Siemens, für ebm‑papst, für unsere Kunden und nicht zuletzt für die Mitarbeitenden des Bereichs.“
ebm‑papst wird sich somit mittelfristig ausschließlich auf Lufttechnik und Heiztechnik konzentrieren. „Mit unserer Unternehmensstrategie „Gemeinsam Zukunft machen“ haben wir die Basis für zukünftiges Wachstum gelegt.“, sagt Geißdörfer. „Innerhalb von fünf Jahren wollen wir den Umsatz im Kerngeschäft der Luft- und Heiztechnik auf über 3,5 Milliarden EURO fast verdoppeln. Wir sind überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können.“
Mit Hochgeschwindigkeit Richtung Künstliche Intelligenz
Dabei spielen Innovationen, Digitalisierung und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. „Wir eröffnen völlig neue Geschäftsfelder“, sagt Technikgeschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Tomas Smetana und CTO der ebm‑papst Gruppe. “Unsere Ventilatoren machen das Gesamtsystem noch effizienter, vor allem aber intelligenter. Durch vorausschauende Ventilatorüberwachung und Anlagensteuerung lassen sich zusätzliche Energie einsparen und Wartungsinterwale optimal definieren.“
ebm‑papst setzt dabei neben dem Neuanlagengeschäft auch auf die Modernisierung und den Austausch bestehender Systeme, was ein enormes Einsparpotenzial ermöglicht. Auch an den eigenen Unternehmensstandorten eingesetzt, ergeben sich durch das sogenannte Retrofit Energieeinsparungen von mindestens zehn Prozent, die Investition amortisiert sich innerhalb weniger Jahre.
Weiteres enormes Einsparpotenzial hebt der Ventilatorenspezialist dabei durch den datengestützten, bedarfsgerechten Betrieb der Anlagen, was sich positiv auf die CO2-Bilanz auswirkt.
Die Betriebsdaten unzähliger Ventilatoren und Sensoren im Feld bilden zudem die Basis für KI-Anwendungen mit völlig neuen datengetriebenen Services für Kunden. „Wir sorgen weiterhin für Kühlung und für frische Luft. Aber die entscheidenden Wertetreiber der Zukunft liegen in den intelligenten Daten, die unsere Systeme in der Kundenapplikation generieren und das höchsteffiziente Betreiben der Anlagen ermöglichen“, so Smetana. „Bei der Erschließung dieser neuen Geschäftsfelder zählt nun maximale Dynamik.“ Auch in der frühen Entwicklungsphase werden bereits KI-Algorithmen eingesetzt, um eine möglichst energieeffiziente und geräuscharme Laufradgeometrie zu finden. „KI ist für uns ein absoluter Innovationsbooster, unverzichtbar für zukünftige Produktentwicklung“, unterstreicht Smetana.
Eine wichtige Voraussetzung für die Beschleunigung der Innovation werden noch in diesem Jahr mit der Eröffnung der sogenannten „Solution Labs“ mit Fokus auf Elektronik- und Softwareentwicklung sowie auf Nachhaltigkeit am Stammsitz in Mulfingen geschaffen. Dazu kommt die intensive Zusammenarbeit mit Partnern wie der Schwarz-Gruppe im Innovationspark Artificial Intelligence (IPAI) in Heilbronn, wo ebm‑papst seit vergangenem Jahr Mitglied ist. In Summe liegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei ebm‑papst mit 137,4 Millionen EURO weiterhin auf hohem Niveau, was einer Quote von 5,7 Prozent entspricht.
Im Bereich der Nachhaltigkeit verfolgt ebm‑papst weiterhin das ambitionierte Ziel, bis zum Geschäftsjahr 2025/26 im Scope 1 und 2 klimaneutral zu sein.
„So konnte kürzlich erfolgreich ein Purchasing Power Agreement abgeschlossen werden, dass es ermöglicht, ab dem kommenden Jahr Grünstrom zu beziehen, so ebm‑papst Finanzgeschäftsführer Fuchs.
Generationenwechsel
Hans Peter Fuchs (62) hatte auf der Jahrespressekonferenz seinen letzten Auftritt in seiner Funktion. Er geht in wenigen Wochen nach 16 erfolgreichen Jahren in den Ruhestand. Sein Nachfolger als CFO ist Harald Klaiber (46), bisher kaufmännischer Geschäftsführer beim Esslinger Werkzeugmaschinenhersteller INDEX. „Damit ist der Generationenwechsel im Vorstand vollzogen“, so CEO Dr. Klaus Geißdörfer.