Die U18 der FC Liverpool Academy besucht das Alder Hey Children's Hospital in Liverpool. (Quelle: FC Liverpool)
Die U18 der FC Liverpool Academy besucht das Alder Hey Children's Hospital in Liverpool. (Quelle: FC Liverpool)

Phil Roscoe wollte nichts dem Zufall überlassen. Er ist Head of Education and Welfare beim FC Liverpool und kümmert sich um organisatorische Dinge an der Nachwuchsakademie des englischen Premier-League-Clubs. Zum ersten Mal werden die Engländer beim ebm-papst Hallenmasters 2017 mit von der Partie sein. Für beide Seiten ist das eine ganz neue Erfahrung. Roscoe schaute sich im Vorfeld des Hallenturniers am 7. und 8. Januar 2017 die Begebenheiten in Mulfingen ganz genau an.

„Ich war ehrlich gesagt unsicher, was ich hier vorfinden würde. Aber ich habe meinen Besuch sehr genossen und freue mich, dass unsere Jungs beim Turnier dabei sind. Die Organisation macht einen sehr professionellen Eindruck“, so das Fazit von Roscoe am Ende seines Besuchs in Mulfingen. Dabei standen bei seiner Stippvisite nicht nur sportliche Dinge im Vordergrund. Neben der Größe des Spielfeldes in der Gerhard-Sturm-Halle interessierten ihn auch der Standort der Feuerlöscher oder des Defibrillators sowie die Entfernung zum nächsten Krankenhaus. Die Verantwortlichen wollen offensichtlich auf den schlimmsten Fall vorbereitet sein. Auch an das Hotel haben die Liverpooler klare Anforderungen: keine Minibar, kein Junk Food, keine übersüßten Limonaden und natürlich kein Alkohol für die Spieler.

Die Engländer sind noch recht unerfahren in Sachen Hallenturniere. „Wir haben damit in Liverpool erst in den letzten Jahren angefangen. Aber es ist eine tolle Chance für die Spieler, um neue Erfahrungen zu sammeln. Hallenfußball ist technisch sehr anspruchsvoll – eine tolle Herausforderung für die Jungs“, sagt Roscoe. Für die Reise nach Deutschland sind zwölf Spieler der Liverpooler U18 sowie vier bis fünf Betreuer vorgesehen. Was die Chancen auf den Turniersieg betrifft, hält der Liverpooler sich aber bedeckt: „Es wird schwierig für uns. Viele der deutschen Teams kennen das Turnier und die Bedingungen bereits. Die haben den Heimvorteil. Wir müssen uns erst an die Umgebung gewöhnen. Aber zum Glück haben wir sehr flexible Spieler, die gelernt haben, schnell umzuschalten und sich anzupassen.“ Auch wenn das englische Team im Schnitt etwas jünger sein dürfte als die deutschen U19-Kollegen, sind sie durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz.

Vor allem das qualitativ gute Teilnehmerfeld mit dem Nachwuchs deutscher Bundesliga-Teams, den Niederländern vom sc Heerenveen sowie den beiden regionalen Qualifikanten haben Liverpool von einer Teilnahme überzeugt. „Jedes Turnier birgt natürlich ein gewisses Risiko, aber die Chancen, die man für die Spieler sieht, überwiegen in dieser Hinsicht. Sie können sich auf dem Spielfeld und darüber hinaus entwickeln. Das Hallenmasters macht einen Unterschied in ihrer Ausbildung und ist etwas, was die Jungs wo anders wahrscheinlich niemals erlebt hätten“, so Roscoe.

Überhaupt wird an der Liverpooler Nachwuchsakademie versucht, den Spielern so vielfältige Erfahrungen wie möglich mit auf den Weg zu geben. Von den jungen Talenten wird erwartet, dass sie nicht nur ihre Fußballtechnik perfektionieren, sondern auch sich als Person entwickeln und verantwortungsbewusstes Handeln lernen. So besuchen die Spieler, die teilweise bereits mit neun Jahren in die Academy kommen, neben dem Training Kochkurse oder Workshops zum Thema Do-It-Yourself. Auch wohltätige Projekte stehen auf dem Tagesprogramm, zum Beispiel Besuche in Kinderkrankenhäusern oder Obdachlosenheimen, wo sie Essen ausgeben oder putzen. „Wir wollen, dass die Jungs auch andere Berufsbildern kennenlernen. Die Erlebnisse dort sollen sie in ihrem Charakter formen“, betont Roscoe. „Die jungen Spieler machen viele Workshops oder lernen Leute kennen, die unter Spielsucht oder Drogenabhängigkeit gelitten haben. Denn je älter sie werden, desto häufiger werden sie solchen Dingen ausgesetzt sein. Wir wollen sie darauf vorbereiten und sie unterstützen. Es geht nicht immer nur um Fußball.“

Die größten Talente sollen es am Ende ihrer Jugendzeit aber natürlich zum Profifußballer schaffen. Wer nicht in Liverpool bleiben kann, soll wenigstens in einem anderen Club gut untergebracht werden. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man samstags die Zeitung aufklappt und sieht dort einen Spieler, mit dem man vor ein paar Jahren zusammengearbeitet hat. Das macht einen stolz“, sagt Roscoe. Was ein Spieler braucht, um es in die erste Mannschaft des FC Liverpool zu schaffen? „Eine pauschale Aussage ist natürlich schwer. Ich würde aber sagen, die Liverpool Academy ist der beste Ort, an den man als junges Fußballtalent zur Ausbildung gehen kann. Man muss sich aber voll drauf einlassen und alles geben“, sagt Roscoe. Und wenn es dann tatsächlich klappt, ist man besonders stolz: „Es gibt nichts, was die Fans in Liverpool besser finden, als einen einheimischen Spieler, der für Liverpool spielt“, weiß Roscoe. Zuletzt erst beförderte Jürgen Klopp drei hoffnungsvolle Talente ins Premier-League-Team.

Wie gut die Qualität der Ausbildung ist, zeigt die Tatsache, dass das Team derzeit auf Rang drei der U18-Premier-League steht. „Die Kommunikation zwischen dem Trainerstab der ersten Mannschaft und der Academy war noch nie so stark. Er ist ein sehr, sehr guter Typ“, so Roscoe über Profi-Coach Jürgen Klopp. „Natürlich hat er mit seinem Team genug zu tun. Aber er unterstützt die Jugendarbeit sehr. Er kennt unsere Spieler, manche von uns trainieren ja auch ab und zu mit der ersten Mannschaft.“

Gemeinsam mit dem Organisationsteam des ebm-papst Hallenmasters besprach Phil Roscoe vom FC Liverpool (4. von links) Details zum Turnier (Foto: ebm-papst)
Gemeinsam mit dem Organisationsteam des ebm-papst Hallenmasters besprach Phil Roscoe vom FC Liverpool (4. von links) Details zum Turnier (Foto: ebm-papst)

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